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Testung F-Aktin IgA-Antikörper eingestellt
Die Diagnostik einer gestörten Darmpermeabilität gestaltet sich in der alltäglichen Praxis schwierig. Heute weiß man, dass sowohl parazelluläre als auch transzelluläre Mechanismen verantwortlich sind. Neben der Lockerung der Dichtleisten, den sogenannten Tight Junctions, mit Öffnung des parazellulären Spalts, führt auch der unkontrollierte Transport über Becherzellen oder M-Zellen, aber auch strukturelle Schädigungen jeglicher Art zum Einstrom von großmolekularen Substanzen, Fremdantigenen und Bakterien durch das Darmepithel in den Körper. Dabei entscheidet die Art und Weise der Antigenaufnahme darüber, ob eine lokale Immunantwort ausgelöst wird.
 
Die Komplexität und die individuelle Variabilität des Leaky Gut Syndroms erfordert somit eine Multiparameteranalyse. Etabliert hat sich hier u. a. die Bestimmung von Zonulin, Calprotektin, ß-Defensin und alpha-1-Antitrypsin. Antikörper gegen das Glykoprotein 2 (GP2) weisen auf einen verstärkten Antigentransport über M-Zellen hin. Auch die Bestimmung spezifischer IgA-Antikörper gegen F-Aktin hat sich über Jahre hinweg bewährt.
 
F-Aktin-Filamente durchziehen die Epithelzellen und sind maßgeblich für die Zellorganisation und Aufrechterhaltung der Plastizität der Tight Junctions verantwortlich. Liegen F-Aktin-Antikörper der Isotypklasse IgA vor, kommt es zu einer dosisabhängig erhöhten Umlagerung des Zytoskeletts (Aktin-Depolymerisation) und zur Aufhebung der kompakten Zellmorphologie. Die Kontraktion der Aktinfilamente öffnet den parazellulären Spalt benachbarter Epithelzellen und führt letztendlich zu einem Verlust der Darmintegrität.
 
Studien bescheinigen, dass erhöhte Antikörperspiegel ein sensitiver Marker für die gestörte Architektur der intestinalen Epithelzellen sind. Leider sieht sich der Hersteller wegen der bevorstehenden neuen EU-weiten Regularien in Bezug auf das Invitro-Diagnostik-Gesetz, die sogenannte IVDR, gezwungen, die Untersuchung auf F-Aktin-IgA-Antikörper einzustellen. Damit entfällt ein wertvoller, unabhängiger Laborparameter für die Diagnostik eines Leaky Gut-Syndroms (siehe Profil „Leaky Gut/Bakterielle Translokation“ auf dem Leitbogen). Alternativ steht die Bestimmung des intestinalen Fettsäurebindungsproteins im Serum, kurz I-FABP, zur Verfügung und wird zukünftig im Profil „Long-Covid“ anstelle der F-Aktin-Antikörper zu finden sein.
 
I-FABP, ein kleines zytosolisches Protein, liegt präformiert in den Epithelzellen des Dünndarms vor und reguliert die Resorption von aus der Nahrung aufgenommenen Fettsäuren. I-FABP besitzt keine sekretorische Signalsequenz, kann also nur dann in den Blutkreislauf gelangen, wenn eine Schädigung des Darmepithels vorliegt. Somit dient ein erhöhter Serumspiegel als zusätzlicher krankheitsunabhängiger Indikator einer Enterozytenschädigung.
 
Für die glutensensitive Enteropathie weisen I-FABP und F-Aktin-IgA-Antikörper trotz unterschiedlicher und unabhängiger Pathomechanismen bezüglich ihres Aussagewertes Gemeinsamkeiten auf: Eine Erhöhung der Spiegel deutet auf einen schwereren Krankheitsverlauf und beide korrelieren mit dem Schweregrad der histologischen Schädigung (Marsh 3 und 4). Zusammen mit hohen Transglutaminase-Antikörpern machen sie bei Kindern als nichtinvasive Parameter eine weiterführende endoskopische Biopsie verzichtbar. Außerdem sinken sie unter glutenfreier Diät gleichermaßen ab und lassen so prognostische Aussagen zu.
 
Literatur:
 
•  Significance of smooth muscle/anti-actin autoantibodies in celiac disease; Silvia Pedreira et al.
•  Serum I-FABP as marker for enterocyte damage in coelic disease and ist relation to villous atrophy and circulating autoantibodies, Adriaanse et al.
 
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