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Antivirale Immunabwehr: Defizite erkennen - Funktionen optimieren
Dipl.-Biol. Wolfgang Mayer
 
Anders als die meisten DNA-Viren nutzen RNA-Viren nicht die sehr genaue und wenig fehlerhafte Replikationsmaschinerie der Zelle, um ihr Erbgut zu vermehren. RNA-Viren bringen eine eigene Polymerase für die Vermehrung mit, die sehr viele Fehler macht. Dadurch bildet sich in der Zelle nicht eine einheitliche Gruppe von neuen Tochterviren, sondern eine ganze Reihe unterschiedlicher Formen. So entsteht eine sehr schnelle Evolution der Viren, die Wahrscheinlichkeit einer Variante mit hoher Virulenz und geringer Immunogenität steigt. Darum ist es so schwierig, verlässliche antivirale Medikamente sowie Impfstoffe gegen RNA Viren herzustellen.
 
Wie eine Virusinfektion verläuft, hängt nicht nur von der Virusart ab, sondern auch von der Virusmenge, der Applikationsart und der Suszeptibilität des exponierten Individuums. Man unterscheidet selbstlimitierende Infektionen mit Eradikation des Virus, latente Infektionen mit persistierendem Virusgenom ohne Replikation, persistierende Infektionen mit Virusreplikation und die unkontrollierte Infektion mit hoher Virusreplikation und Mortalität.
 
In der Frühphase einer Virusinfektion ist die unspezifische Immunabwehr aktiv: Granulozyten, Monozyten und NK-Zellen ebenso antivirale Immunbotenstoffe wie TNF-alpha, Interferone und Interleukin 12. Erst im weiteren Verlauf der Infektion werden spezifische T-Zellen und Antikörper gebildet, die zur Reduktion der extra- und intrazellulären Viruslast beitragen und durch die Bildung von T- und B- Gedächtniszellen eine nachhaltige Immunität ausbilden.
 
Im Labor kann sowohl die unspezifische Immunabwehr (NK-Check und Monocheck) als auch die TH1-Kompetenz (ITT TH1/TH3) überprüft werden. Ein weiterer wichtiger Bestandteil einer präventiven Labordiagnostik zur Beurteilung der antiviralen Immunabwehr ist die Analyse des Darmmikrobioms (Lab4gut NGS), um negative Auswirkungen auf das Immunsystem auszuschließen.
 
Das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 zeigt besondere Immun-Escape Strategien, so wird die endosomale RNA-Erkennung gezielt unterlaufen und die Interferon-Signalkette gehemmt. Während der aktiven Phase der Infektion kommt es zur generalisierten Suppression der T-Zell-Immunität. Die TH1 Qualität der SARS-CoV-2 spezifischen Immunantwort scheint ein wichtiger Faktor für den Verlauf der Infektion zu sein. Die Häufigkeit und Funktion SARS-CoV-2 spezifischer T-Helferzellen korrelieren mit Risikofaktoren und dem klinischen Outcome. Hohe Interferon gamma Kapazität und eher geringe IL2-Antwort begünstigen einen milden klinischen Verlauf, viele spezifische T-Zellen mit hoher IL2 Bildung und nur geringer IFN-gamma Sekretion korrelieren mit schweren Verläufen der Erkrankung.
 
Mit dem ITT Corona kann sowohl die SARS-CoV-2 spezifische Immunantwort als auch die generelle antivirale T-Zell Immunität in der Quantität und TH1-Qualität erfasst werden, zusätzlich wird auch die bestehende Immunität gegenüber saisonalen Coronaviren in dem Test mit untersucht. In Kombination aus IgG Antikörperblot gegen Coronaviren und dem IgG Impftitertest, mit dem neutralisierende IgG Antikörper gegen SARS-CoV-2 Spike quantifiziert werden können, steht damit ein vollständiges und weitreichendes labordiagnostisches Repertoire zur Charakterisierung der individuellen humoralen und funktionellen zellulären Immunantwort gegenüber SARS-CoV-2 zur Verfügung.
 
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