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Gute Voraussetzungen für eine Sekundärinfektion mit S. pneumoniae
Bei Streptococcus pneumoniae (Pneumokokken) handelt es sich um grampositive Diplokokken mit einer Größe bis zu 1µm. Es existieren bekapselte und unbekapselte Stämme. Die Virulenz von S. pneumoniae wird hauptsächlich durch die Polysaccharidkapsel vermittelt, die eine Opsonierung, Phagozytose und damit das intrazelluläre Abtöten verhindert. Aktuell sind 91 Kapseltypen bekannt, von denen 23 für die Mehrheit (88 %) der schweren Erkrankungen wie Pneumonien, Septikämien und Meningitiden verantwortlich gemacht werden können.
 
Pneumokokken sind die Hauptursache ambulant erworbener Pneumonien. Ein Großteil der Kleinkinder wird zwischen dem ersten und dritten Lebensjahr oropharyngeal kolonisiert mit Nachweisraten von 40-60 %. Die Nachweisrate im Erwachsenenalter ist deutlich niedriger und liegt bei 5-10 %. Die Kolonisierung im Kindesalter ist der Abwesenheit von spezifisch gegen die Kapsel gerichteten Antikörpern sowie den nur niedrig immunogenen Serotypen, die diese Kolonisationsphase prägen, geschuldet. Die Empfänglichkeit erwachsener Menschen wird vornehmlich durch eine vorübergehende oder dauerhafte Schwächung des Immunsystems getriggert – betrifft also vor allem ältere oder kranke Menschen. Das alternde Immunsystem, die verringerte mukozilliäre Clearance, Fehl- oder Mangelernährung sowie im fortgeschrittenen Alter vermehrt auftretende chronische Erkrankungen wie Typ 2 Diabetes machen vor allem Menschen ab dem 60. Lebensjahr empfänglich für eine Pneumokokkenkolonisation.
 
Die Kolonisation in Kombination mit geschwächtem Immunsystem kann dann zu schweren pneumokokkenbedingten Krankheitsbildern führen. Virale Pneumonien wie durch Influenza-Viren oder SARS-CoV-2 schaffen besonders gute Voraussetzungen für eine Sekundärinfektion mit S. pneumoniae mit häufig infaustem Ausgang.
 
Allgemein empfohlen ist die Polysaccharid Impfung für Senioren ab 60 Jahren. In der Regel wird nur eine einmalige Impfung im Alter von 60 Jahren verabreicht, Auffrischungen erfolgen nur bei ganz bestimmten Indikationen.
 
Derzeit wird von der STIKO ein Schema mit vier Impfungen (im Alter von 2, 3, 4 und 11-14 Monaten) allgemein empfohlen. Auf dem Markt sind ein 13-valenter und ein 10-valenter Konjugatimpfstoff. Für Kinder ab dem vollendeten 2. Lebensjahr sowie junge Erwachsene handelt es sich bei der Pneumokokken-Vakzine um eine Indikationsimpfung (z. B. bei angeborener und erworbener Immunschwäche, chronischen Krankheiten wie Diabetes, COPD und chronischen Nierenkrankheiten). Hier kommen je nach genauer Situation die Konjugatimpfstoffe und/oder der 23-valente Polysaccharid Impfstoff in Betracht.
 
Das Robert-Koch-Institut gibt weitere Informationen über die Pneumokokken-Impfung und Erkrankungen:
 
Epidemiologisches Bulletin, Empfehlungen der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut – 2019/2020
Pneumokokken-Infektionen (Streptococcus pneumoniae)
 
Literatur:
Koneman´s Color Atlas and Textbook of Diagnostic Microbiology; E. W. Koneman et al., 7th Edition/Wolters Kluwer, P. 756-762
 
 
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